Medizinisches Ziel von MoBiGuide ist die Verbesserung der Theragnostik von Prostatatumoren, also die Entwicklung sensitiverer Diagnoseverfahren und die darauf aufbauende Kontrolle des chirurgischen Eingriffs.

Im Ablauf bedeutet dies die Entwicklung und Validierung hochspezifischer MRT- Verfahren zur Qualifikation und Verortung von Läsionen innerhalb und ausserhalb der Prostata, sowie darauf basierende, navigierte Biopsien zur Festlegung der Therapie. Der chirurgische Eingriff selbst wird ebenfalls navigatorisch unterstützt, um die bestmögliche Balance zwischen zu fordernder Radikalität des Eingriffs bei gleichzeitiger Schonung von Kontinenz und Potenz zu erreichen. Die radiologischen Ausgangsbilddaten bieten Zielareale an, um während der endoskopischen Eingriffe verdächtige Gewebeproben zu entnehmen. Diese Proben werden ausserhalb des Körpers des Patienten einer molekularen Analytik auf Basis multipler Marker unterzogen, die als kombiniertes Motiv stabile Qualifikationen von Tumoren erlauben. Im Sinne der intraoperativ nötigen Realzeitnähe werden diese Mehrfachanalysen in einem reaktionsschnellen Mikrofluidiksystem durchgeführt. Das Projekt realisiert die Kernidee des MobiTech-Programms, also die möglichst in-vivo nahe molekulare Diagnostik von Tumoren, im Rahmen minimalinvasiver chirurgischer Eingriffe, ohne dass hierfür dem Patienten antikörper-basierte Marker über den Blutkreislauf zugeführt werden müssen. Eine langwierige und kostenintensive Zulassung der Verfahren nach Arzneimittelgesetz wird somit umgangen.

Prostatakrebs stellt die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland dar. Die bisherige Diagnostik liefert jedoch nur vage Anhaltspunkte für die Radikalität der Therapie. Bei frühen oder einfachen Formen der PCa kann eine schonende minimal-invasive Prostatektomie (therapeutische Entfernung der Prostata) angewandt werden. Dabei wird die Prostata entnommen, ohne dass der Schließmuskel der Blase oder Nerven zerstört werden. Bei der üblicheren radikalen Operationsmethode muss zusätzlich zur Entnahme der Prostata ein Sicherheitssaum des umliegenden Gewebes entnommen werden, so dass es zu erheblichen Beeinträchtigungen der Kontinenz und Potenz des Patienten kommen kann, die die Lebensqualität des Patienten stark einschränken. Ziel des Projektes MoBiGuide ist es deshalb, die Diagnostik zu verbessern und dem Patienten so eine maximale Radikalität der Therapie bei minimaler Gewebeschädigung zu gewährleisten.

Im Rahmen des Projekts wurde eine Methode entwickelt, um die für das Grading entscheidende histologische Biopsie besser orientieren zu können. Es wurde eine Navigationsplattform entwickelt, mit der eine MR-gestützte Biopsie in einem 3 Tesla-MRT durchgeführt werden kann. Dabei ermöglicht eine automatische Patientenregistrierung durch MR-sichtbare Marker einen optimalen klinischen Workflow und sorgt dafür, dass dem Radiologen außerhalb der MR-Röhre alle Bildinformationen für die Intervention zur Verfügung stehen. So bleiben alle Kontroll- und Zugangsoptionen für die Biopsie möglich. Das System wurde vom klinischen Partner an über 20 Patienten erfolgreich evaluiert.

Der chirurgische Eingriff selbst wird ebenfalls navigatorisch unterstützt. Hierfür wurde eine Navigationsplattform entwickelt, die dem Urologen die präoperativen Verdachtsregionen für einen Tumordurchbruch geeignet präsentiert und es ihm ermöglicht, relevante Areale mit einem navigierten Probennehmer einer Schnelldiagnostik zu unterziehen. Das Navigationssystem hat wie geplant einen Status erreicht, der die Evaluation von Funktionsmustern für einen navigierten laparoskopischen Eingriff unter Integration des Ablators und diagnostischer MR-Daten am Demonstrator ermöglicht. Die evaluierten Funktionsmuster sind richtungsweisend für die Umsetzung einer navigierten Prostatektomie und zeigten die Notwendigkeit eines intraoperativen Ultraschalls und intrakorporaler Marker zur Registrierung und Bewegungsverfolgung der Prostata während der OP.